Interview mit Frau Helen Nintemann

Am Tag 8 unserer Kampagne stellen wir Frau Helen Nintemann vor.

Sei stets gut vorbereitet, um vermeidbare Fehler zu antizipieren!

© Sven Brauers

Können Sie sich kurz vorstellen und einige besonders prägende Ereignisse oder Stationen in Ihrem bisherigen Leben nennen?

Mein Name ist Helen Nintemann. Ich wurde in Kenia geboren und bin im Jahr 2000 nach Deutschland eingewandert. Ich bin verheiratet und Mutter von drei Kindern. Ich bin leidenschaftliche Köchin und Inhaberin eines Catering-Unternehmens für afrikanische Küche. Außerdem habe ich einen   Foodtruck, mit dem ich auf Wochenmärkten und Veranstaltungen in Osnabrück und Umgebung afrikanische Köstlichkeiten anbiete. Mein Schwerpunkt liegt in der vegetarisch-veganen Küche. Eine Sache, die mich ganz besonders geprägt hat, bzw. die mich schon von Kindheit an ausgezeichnet hat, ist meine Leidenschaft fürs Kochen. Ich habe immer gerne für meine Geschwister gekocht und sie mit neuen Rezepten begeistert. Die Tatsache, dass meine Mutter Berufsschullehrerin für das Fach Hauswirtschaft war, ist wohl nicht ganz spurlos an mir vorbeigegangen. Neben meinem Hauptberuf habe ich 2002 gemeinsam mit meinem Schwager die Initiative „Kenia-Projekt Osnabrück“ ins Leben gerufen, um Schulen in meinem Heimatland Kenia zu unterstützen. Seitdem haben wir über vierzehn Schulen beim Ausbau ihrer Infrastruktur (Klassenräume, Schulgebäude…) unterstützt und Schulkooperationen mit einer Osnabrücker Schule aufgebaut. Wir erweitern ständig unsere Vereinsaktivitäten und können so vielen Menschen in meiner Heimat nachhaltig helfen. Das erfüllt mich mit Stolz.

Wie wurde aus Ihrer Leidenschaft ein Beruf; wie kam es zu der Gastronomie-Geschäft?

Die Idee mit dem Catering kam ziemlich bald, nachdem ich zu meinem Mann aus Kenia nach Deutschland gezogen bin. Mein Mann ist selbstständig und hat eine Firma im Bereich Messe-Organisation. Ich half bei ihm aus und fing an, auf Messen kleine Snacks anzubieten. Nachdem ich eine Weile ganz klassisch Sandwiches angeboten habe, wurde mir das zu „langweilig“, zumal ich mich damit überhaupt nicht identifizieren konnte. Meine Leidenschaft ist die afrikanische Küche und das macht mich aus. Ich beschloss, ein afrikanisches Menü anzubieten. Das kam auf Anhieb sehr gut an und entwickelte sich, getrieben von der Idee, die afrikanische Küche hier bekannter zu machen, zu meinem Catering-Geschäft „African Dishes“. Nach und nach haben wir einen Foodtruck angeschafft und sind auf Wochen-, Jahres- und Weihnachtsmärkten sowie bei privaten Veranstaltungen präsent. Einige Jahre später kam die Eröffnung eines Restaurants hinzu und damit ging ein Traum in Erfüllung, den ich schon seit vielen Jahren mit mir herumtrug.

Was waren die größten Herausforderungen auf Ihrem bisherigen Berufsweg und woher nahmen Sie die Kraft und Motivation, diese zu meistern?

Wie man so schön sagt, wächst man mit seinen Aufgaben. Mein beruflicher Werdegang war nicht vorgezeichnet. Von meiner Leidenschaft getrieben, habe ich die Chancen, die sich mir geboten haben, ergriffen und bin immer wieder ins „kalte Wasser“ gesprungen. So musste ich mir das nötige (Fach-)Wissen on-the-job aneignen und hatte anfangs große Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Dies machte sich besonders bei behördlichen Angelegenheiten bemerkbar, aber auch, als es darum ging, Rezepte, Zutaten und Gewürze aufzuschreiben, denn die afrikanische Küche war im deutschen Kontext noch ziemlich „unbeschrieben“. Eine weitere Herausforderung im Geschäftsalltag war das Thema Personal (Gewinnung und Bindung), denn ausgebildete Köche für afrikanische Gerichte findet man nicht an jeder Ecke. Ein Versuch, kompetentes Personal im Rahmen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes aus meinem Heimatland zu holen, scheiterte an den sehr hohen bürokratischen Hürden. In diesen schwierigen Zeiten gab mir mein fester Glaube an Gott und an meine Geschäftsidee immer wieder Halt und Antrieb. Außerdem konnte ich mich auf meine Beharrlichkeit und mein Herzblut verlassen.

Was würden Sie jungen Frauen empfehlen, die vielleicht überlegen einen ähnlichen beruflichen Weg einzuschlagen?

Eine Karriere in der Gastronomie kann sehr erfüllend sein, vor allem, wenn man leidenschaftlich gerne kocht und Menschen „bekocht“. Um ein Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu führen, reicht Leidenschaft allein nicht aus. Mein erster Rat wäre daher, wie bei allen Dingen im Leben, immer hundertprozentig von seinem Vorhaben überzeugt zu sein; das schützt davor, schnell aufzugeben, wenn es schwierig wird, denn es ist sowohl mental als auch körperlich herausfordernd. Außerdem muss man gut planen und idealerweise den zweiten und dritten Schritt vorausdenken. Man sollte immer gut vorbereitet sein, um vermeidbare, „böse“ Überraschungen zu antizipieren. Darüber hinaus ist Lernen und Weiterbildung im Sinne des lebenslangen Lernens unerlässlich, um stets innovativ zu sein und sich weiterentwickeln zu können. Und last but not least: Habt keine Angst vor dem Scheitern! Traut euch; nur so könnt ihr eure Träume realisieren!

Was machen Sie neben Ihrem Beruf, um in Balance zu bleiben; was hält Sie fit und konzentriert?

Ich bin gerne in der Natur; mache lange, ausgedehnte Spaziergänge und ab und zu Sport zuhause.

Bild: © Sven Brauers

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Peter, der Waise

Hallo, ich bin Peter, ein Waisenkind aus Bidzar in Kamerun. Dank Elikia gehe ich mit meinen Freunden zur Schule und erlebe jeden Tag neue Abenteuer. Wenn du mehr über mich erfahren und meine Fortschritte verfolgen möchtest, abonniere diesen Newsletter. Bis bald!