Interview mit Frau Dr. Francine Uwera

Heute stellen wir unsere neunte Botschafterin Dr. Francine Uwera vor. Sie lebt seit einigen Jahren in Deutschland und ist in verschiedenen Bereichen tätig. Sie ist unter anderem Referentin für Universitätsentwicklung, Dolmetscherin und Trainerin für rassismuskritisches Denken.

Du gehörst an den Tisch. You belong here! Nimm Raum ein! 

Dr. Francine Uwera- Bild

Können Sie sich in ein paar Worte vorstellen?

Mein Name ist Francine, gebürtig in Ruanda. Ich lebe schon seit einigen Jahren in Deutschland und habe hier zunächst Übersetzungswissenschaftenstudiert. Im Anschluss habe ich ein juristisches Aufbaustudium im Bereich Europarecht absolviert. Ich bin außerdem promovierte Erziehungswissenschaftlerin mit Schwerpunkt Internationalisierung und Hochschuldidaktik. Ich habe bisher vorrangig an Universitäten im In- und Ausland gearbeitet. Aktuell bin ich an einer Hochschule als Referentin für Universitätsentwicklung tätig. Parallel dazu bin ich freiberufliche Übersetzerin und Dolmetscherin sowie Trainerin für rassismuskritisches Denken. In diesem Rahmen führe ich nach einer Weiterbildung bei Tupoka Ogette Workshops durch – diese Tätigkeit erfüllt mich sehr. Ich bin Mutter einer fantastischen 14-Jährigen Tochter und verheiratet mit einem wundervollen Mann.

Warum haben Sie sich für diesen beruflichen Werdegang entschieden?

Oft sind die Lebensläufe von PoC’s nicht linear, mich eingeschlossen. Ursprünglich wollte ich in Ruanda arbeiten aber wie das Leben so spielt kam es durch die schrecklichen Ereignisse in meinem Land anders. So bin ich nach meinem Studium dann doch in Deutschland geblieben und habe hier weiter mein Studium aufgebaut bzw. angepasst und berufliche Erfahrung gesammelt.

Ein roter Faden ist aber doch zu erkennen, denn Sprachen, Bildung, Rechtswissenschaften und Menschenrechte sind meine Leidenschaft.

Haben Sie Mentoren auf Ihrem Weg gehabt?

Nein, ich hatte keine klassischen Mentor:innen. Aber es gibt immer Vorbilder, die einen inspirieren oder auch den einen Menschen, der einem eine Chance gibt. Für mich war das mein erster Vorgesetzter in Deutschland, der mir eine unbefristete Stellung in einem internationalen Marketing & Sales Unternehmen gab und der stets sehr wertschätzend war. Das gab mir Courage. Ansonsten habe selbst an Coaching- und Empowerment Trainings teilgenommen, die sehr wichtig und heilsam waren.

Hatten Sie Hürden während Ihrer Studienzeit?

Im Laufe meines Studiums waren viele Opportunities beispielsweise schwierig bis unmöglich wahrzunehmen. Z. B. waren wir damals aufenthaltsrechtlich aus vielen Reise- und Weiterbildungsmöglichkeiten ausgeschlossen, die nur EU-Bürgern (z. B. Erasmus-Austauschprogramm) oder Bürgern aus westlichen Ländern offen standen. Auch die Finanzierung des Studiums war nicht immer einfach, vor allem seit dem Beginn des Krieges in Ruanda, da wir keinen Anspruch auf BAföG hatten oder andere Sozialleistungen hatten. Der Umgang mit Schwarzen Menschen war noch rauer und abfälliger, insbesondere bei den Behörden. Es gab auch schon mal offene aber oder subtile Rassismusvorfälle seitens der Lehrenden während der Vorlesungen oder auch von Vorgesetzten und Kolleg:innen auf der Arbeit. Auch und insbesondere an Hochschulen ist Rassismus schwierig zu bekämpfen, da das Selbstbild dort sehr von vermeintlicher Rationalität und von Wissen geprägt ist.

Was mir ebenfalls aufgefallen ist, war das einige Studierenden von Lehrenden enger unterstützt wurden und man ihnen Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt oder geboten hat, z. B. den Weg in die Forschung, Lehre oder Verwaltung zu gehen. Dagegen ist es bis heute extrem schwierig als Person of Color, insbesondere, schwarze Person einen Platz in Academia als Professor:in oder Forscher:in an einer deutschen Hochschule zu bekommen. Wenn man den Platz hat muss man sich trotzdem als Frau und als schwarze Person positionieren und selbst definieren. Das kostet Zeit und Energie.

Das alles hat zu meinem Werdegang beigetragen, mich aber auch anpassungs- und widerstandsfähig gemacht.

Welche drei Tipps würden Sie jungen Schwarzen Frauen mitgeben?

Der erste Tipp ist: Lerne Dich selbst und die Funktionsweise von Unterdrückungssystemen im Allgemeinen, Rassismus insbesondere, kennen. Das kannst Du über Lektüre, Empowerment Trainings usw. tun. So kannst Du lernen, freundlich jedoch souverän Grenzen aufzuzeigen und für Dich zu sorgen.

Der nächste Tipp lautet: Egal was andere sagen, glaube immer: „Du gehörst an dem Tisch. You belong here! Nimm Raum ein!“ Lass Dich nicht vom Tisch wegdrängen. Lass Dich nicht durch Deine sogenannten „Misserfolgen“ und den Zweifeln oder Widerstand anderer entmutigen.

Der Abschlusstipp lautet: Wenn Du fällst, richte Dich und Deine Krone wieder auf, pflege Deine Wunden und lauf weiter. Sei gut und nett zu Dir selbst!

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Peter, der Waise

Hallo, ich bin Peter, ein Waisenkind aus Bidzar in Kamerun. Dank Elikia gehe ich mit meinen Freunden zur Schule und erlebe jeden Tag neue Abenteuer. Wenn du mehr über mich erfahren und meine Fortschritte verfolgen möchtest, abonniere diesen Newsletter. Bis bald!